Heute vor sechs Monaten ging meine Reise los. Mit einem 26 kg schweren Rollkoffer bin ich losgezogen, erster Halt: Shanghai. Viel es mir schwer, alles hinter mir zu lassen? Nein! Hatte ich je Zweifel, das Richtige zu tun? Nein! Würde ich dasselbe wieder tun? Ja, aber definitiv schon viel früher 😉 Ich fragte mich in den vergangenen Wochen und Monaten oft: warum habe ich das erst jetzt getan? Die Antwort auf diese Frage fand ich selbst: weil es erst jetzt an der Zeit war – es war nämlich genau die richtige Zeit, den Mut aufzubringen und meinem Gefühl zu vertrauen. Und es hat sich gelohnt, ich wurde während dem letzten halben Jahr belohnt mit unvergesslichen Erlebnissen.
Ich liebe diese Momente, in denen es mir wieder bewusst wird, wie schön ich es habe und wie dankbar ich sein kann. Natürlich ist mir das nicht jeden Tag präsent, aber es gab in den letzten Monaten immer wieder so unbeschreiblich tolle Situationen, in denen ich mir gesagt habe: «Wow, was für ein Glück, dass ich das erleben darf». Ein Beispiel vor Kurzem, als ich in Panama den Schriftzug mit den grossen Lettern «LA VIDA ES BELLA» an der Promenade der lebhaften Stadt fotografierte und mir sagte: «Si, mi vida es bella – ja, mein Leben ist schön!».
“You do not travel if you are afraid of the unknown. You travel for the unknown that reveals you within yourself”. Ella Maillart
Heimweh? Durchhänger? Reisemüde?
Vor meiner Reise habe ich natürlich Blogs und Bücher von Weltreisenden gelesen sowie Podcasts und Hörbücher beim Joggen gehört. Dies war vermutlich meine emotionale Vorbereitung auf das Ungewisse. Alle Berichte hatten etwas gemeinsam: die Weltreisenden würden ihre Reise wieder tun. Ich wusste deshalb, damit kann ich nicht falsch liegen, oder ist schon jemand von seiner Weltreise zurückgekommen und hat gesagt, das war nix und ich würde das nicht mehr tun? Vermutlich nicht. Jeder einzelne würde seine Erfahrungen nicht mehr hergeben. Aber, fast alle gaben an, dass sie mal Heimweh verspürten. Dies sei «normal», wenn man länger auf Reisen sei, man werde «reisemüde». Wichtig sei dabei, nicht aufzugeben, denn es lohne sich, auch bei einem Tief weiterzumachen. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlt, ich hatte nämlich bis jetzt weder Heimweh noch einen Durchhänger. Mal sehen, ob das noch kommen wird…
Ich glaube mit einem Durchhänger umzugehen ist bis zu einem gewissen Punkt auch Einstellungssache. Es gab bei mir schon ein paar Ereignisse, welche Heimweh-Potential hatten, ich aber das Positive darin sah:
Der Geburtstag von meiner Mutter im Oktober: Da dachte ich mir, mein Mami hat genügend liebe Leute um sich herum, die mit ihr feiern. Ich bin nächstes Jahr wieder dabei und ich weiss, dass sie es mir von Herzen gönnt, dass ich so viel erleben darf.
Das Gondel-Fondue-Essen als Geschenk für meine beste Freundin:
Bei diesem Event wurde ich via Whats app Call zugeschaltet und meine besten Freunde genossen ihr Fondue in der Gondel im Dezember. Ich war zu dieser Zeit auf Kreuzfahrt, bei einem Glas Rotwein im Sommerkleid in der Ocean Bar – was will man mehr?
Weihnachten: Obwohl ich die Adventzeit und vor allem Weihnachten mit der Familie so liebe, vermisste ich es nicht. Ich fand es schön, mal einen Schweizer Winter mit Kälte und Schnee auszulassen. Mein Heiligabend war nicht spektakulär, ich habe ihn am Flughafen in Bogotà verbracht, aber dafür war es ein optimaler Start einer sagenhaften Reisezeit durch Kolumbien und der Moment, als ich meine liebste Reisefreundin Charlotte nach fast vier Monaten wieder sehen durfte.
“Love is the food of life, travel is the dessert”. Amanda Jane Sturges
Diese Momente beim Reisen…
Natürlich gab es auch emotionale Momente und zwar jedes Mal, wenn ich einen Ort wieder verlasse musste. Das hat schon bei meiner ersten Destination China angefangen. Meine vier Wochen in diesem interessanten Land waren so toll, dass ich es fast schade fand, dass es schon zu Ende war. Hätte ich die anschließende Kreuzfahrt sowie der davor eingelegte Zwischenstopp in Dubai nicht schon geplant, wäre ich vermutlich noch länger geblieben und hätte auch mehr von Asien sehen wollen. Ich weiß noch, dieses Gefühl am Abreisemorgen. Mein Weiterflug von Shanghai nach Dubai war morgens um 7 Uhr, weshalb ich schon um 4 Uhr früh aufs Taxi musste. Als ich für den Check-out in die Hotellobby kam wartete doch mein Götti dort, um zu sehen, dass alles gut geht und das vorbestellte Taxi mich auch wirklich abholt. Dies war so ein emotionaler Moment, der schönen Zeit in China und meinem Götti Adieu zu sagen. Aber auch hier, ich dachte an das Schöne, an das, was kommen wird: ich werde in Dubai meine beste Freundin Jasmine treffen und eine Woche später geht es weiter nach Miami, wo ich die 73tägige Kreuzfahrt antreten darf. Und diese Kreuzfahrt war eine absolute Sensation, nicht verwunderlich, dass es auch dort am Schluss emotional wurde. Während 73 Tagen mit denselben Leuten auf einem Kreuzfahrtschiff schließt man so tolle Freundschaften, erlebt so viel zusammen und sitzt wortwörtlich «im selben Boot» 😊.
Ja, das Abschiednehmen tat schon fast weh. Ist dies die Kehrseite des Reisens? So toll es ist, auf Reisen neue Menschen kennen zu lernen, es kommt unweigerlich die Zeit, um tschüss zu sagen. Adieu, danke für die schöne Zeit und wer weiß, auf bald? Ich glaube, dass mit jeder Freundschaft, die man auf einer Reise eingeht, man sich auch bewusst ist, dass es irgendwann vorbei ist und man trotzdem die gemeinsame Zeit genießen kann. So habe ich es mit meinen Mitcruisern gemacht und da waren ja auch alle erfahrene Reisende. Und dennoch, wir haben Kontaktdaten ausgetauscht und mit Social Media ist es heutzutage bedeutend einfacher, Kontakt zu halten. Und es hat bis jetzt funktioniert:
Tove und Steve aus Kalifornien und Kanada habe ich in Panama wieder getroffen, nur wenige Wochen nach unserer Kreuzfahrt. Mit Ross und Melody aus den USA schreibe ich E-Mails. Sue aus den USA folge ich auf Facebook, sie ist schon auf der nächsten Kreuzfahrt in Hawaii und ich liebe ihre Bilder. Tiril aus Norwegen arbeitet wieder im Kindergarten und freut sich, wenn ich sie irgendwann in Oslo besuchen komme. Ed aus Ohio hat bereits zwei nächste Kreuzfahrten für dieses Jahr gebucht und mich per Whats App „neidisch“ gemacht. Cristian und Andrew, zwei Crew-Member, teilten mir jeweils mit, wie die weiteren Kreuzfahrten mit anderen Passagieren von sich ging – auch für sie war eine so lange Reise wie unsere 73 Tage außergewöhnlich.
"You will never be completely at home again, because part of your heart will be elsewhere. That is the price you pay for the richness of loving and knowing people in more than one place.” Miriam Adeney
Das liebe ich am Reisen:
meine vier Sprachen zu sprechen
das aufregende Gefühl, wenn du an einem neuen Ort ankommst und du am liebsten gleich alles erkunden möchtest
Werte und Prinzipien zu überdenken
keine Routine, jeder Tag ist anders
neue Menschen kennenlernen; Einheimische, die mir ihr Land näherbringen oder andere Reisende, welche dich inspirieren oder mit denen du deine Erlebnisse teilen kannst
Essen, essen, essen: probieren, was im jeweiligen Land typisch ist
Was beim Reisen dazugehört, mir aber nicht fehlen wird:
aus dem Koffer leben
immer dieselben Kleider zu tragen
Waschmöglichkeiten suchen
den ganzen Tag Schweiss, Salzwasser, Sonnencreme oder Mückenspray auf dem Körper zu haben
Wifi suchen (oder viel für Roaming oder Data-Abos zahlen)
sich von neuen Freunden zu verabschieden
«Travel is still the most intense mode of learning” Kevin Kelly
Reisezeit = Lernzeit
Zu schnell unterwegs zu sein und zu viel sehen wollen ist auf Reisen kontraproduktiv. Es kommt nicht darauf an, dass du alles siehst. Qualität kommt vor Quantität oder wie meine Reisefreundin Charlotte immer sagt: wenn ich nicht alles jetzt erlebe gibt es einen Grund hierhin zurückzukommen 😊. Das Aufnehmen und Verarbeiten von den vielen Eindrücken benötigt Zeit. Dafür ist es wichtig, die nötige Balance zu finden und sich die Zeit für sich selbst zu nehmen. Ich lese zum Beispiel viel mehr auf Reisen, als ich es im vollgepackten Alltag tue. Wir sind im Alltag so getrimmt, immer auf Achse zu sein, dass wir gar nicht mehr gewohnt sind, so viel Zeit zu haben und «gar nichts» zu tun. Auf Reisen finde ich es schön, sich auch mal die Zeit zu nehmen, einfach «nur» durch die Strassen zu laufen. Dies kann sehr inspirierend sein, da man ohne Ziel Ungewohntes und Neues viel bewusster wahrnimmt und gleichzeitig viel mehr spürt, wie das Leben dort abgeht und was die Einheimischen tun.
Manchmal spaziere ich herum und sehe Dinge, die ich wirken lassen muss. Zum Beispiel habe ich in Panama Stadt beim Durchqueren einer Fußgängerzone in einer weniger touristischen Straße gesehen, wie zwischen Läden und Marktständen Kinder spielen, während Fußgänger vorbeiziehen. Diese Kinder spielten Fußball, das Tor ist so klein wie bei uns im Hockey, ein Netz hat es nicht. Sie haben einen Ball und stapeln vor dem Tor noch ein paar Dosen. Es sind Kinder in einem armen Viertel, die so bescheiden groß werden. In solchen Momenten wird mir bewusst, was für einen kleinen Platz ich auf dieser Welt habe.
"Travel leaves you speechless, then turn you into a storyteller” Ibn Battuta
Solche Momente verändern dich selbst und wie du deine Umwelt wahrnimmst. Kennt ihr diesen Spruch? «A mind that is stretched by a new experience can never go back to its old dimensions”. Ja, vermutlich wird es nicht mehr dasselbe sein, wenn ich wieder Zuhause bin und das ist auch gut so. Das sind doch schöne Aussichten, denn wer reist und so gerne Neues erlebt braucht auch im Alltag Abwechslung. So sind wir Reisenden 😊. Mir ist bewusst, dass diese Weltreise einmalig ist, dennoch bin ich mir sicher, dass ich mein Leben lang gerne reisen werde. Je mehr ich sehe, desto mehr möchte ich noch erleben.
"Travel is like knowledge, the more you see, the more you know you haven’t seen".
Mark Hertsgaad
Und immer noch gilt bei der Frage, wie lange ich noch reise die Antwort: auf unbestimmte Zeit (open end). Ich will noch mehr! Seid gespannt!
Cheers, Ariana
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