Ägypten: eine herausfordernde Reise
- Ariana Bruehwiler
- 12. Juni 2024
- 8 Min. Lesezeit
Reisen erweitert bekanntlich deinen Horizont und erfüllt dein Leben mit Geschichten. Ägypten ist eine Erzählung wert! Ein Land, dessen Kultur für mich als Alleinreisende eine große Herausforderung darstellte. Andere Länder haben mir auf meiner Reise auf jeden Fall besser gefallen, aber es war ein Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Lies im folgenden Beitrag, was ich im Land der Pyramiden und Pharaonen erlebt habe.
Bereits bei meiner Ankunft in der Hauptstadt Kairo zeigte sich, dass es herausfordernd wird in diesem Land. Am Flughafen bestellte ich ein Uber, da Uber-Fahrer aber nicht in das Flughafenareal dürfen und ich mein Wifi-Signal verlor, storniert der Fahrer die Fahrt und ich musste auf ein reguläres Taxi zurückgreifen. Der Taxifahrer fand jedoch meine Unterkunft nicht. Mein Hotel liegt in Giza. Der Nil trennt Giza von Kairo. Vom Flughafen nach Giza zahle ich rund USD 20.00 für das Taxi, was ok ist. Der Fahrer wirkt genervt und er fragt mich mehrmals nach dem Namen meiner Unterkunft. Noch nicht am Ziel angekommen hielt er an und erwartete, dass ich aussteige. Ich weigerte mich und merkte das erste Mal, dass "Frau" sich hier durchsetzen muss. Nach langem Herumfragen bei einem Stopp fanden wir dann einen Ortskundigen, der dem Taxifahrer den Standort meines Hotels beschreiben konnte.
Ich kann Giza sehr empfehlen, da es ein guter Ausgangsort ist für die Besichtigung der Pyramiden. Meine Unterkunft bot ein leckeres, orientalisches Frühstück an und ich zahlte lediglich 90 Franken für 3 Nächte. Der einzige Wermutstropfen: mein Zimmer hatte keine Fenster. Dafür hat man von der Hotelterrasse freie Sicht auf die Pyramiden, von wo es jeden Abend eine Lichter-Show zu bestaunen gibt.
So genoss ich wenige Minuten nach der Ankunft die Aussicht auf die Pyramiden und da wurde ich schon von einem Mitarbeiter angebaggert. Er war höflich, leider zeigten aber die darauffolgenden Tage, dass dies nicht immer der Fall ist und ich erlebte noch viele aufdringliche Männer. Das erste Mal in meiner fast neunmonatigen Reisezeit wünschte ich mir, mit einem Mann unterwegs zu sein... Was den Hotel-Mitarbeiter betrifft: am Tag darauf wurde ich vom Hotel Manager auf seinen Angestellten angesprochen. Er hat uns in der Kamera beobachtet und mich gefragt, ob ich mich gestört gefühlt habe. Ich verneinte, dennoch pfiff er den jungen Ägypter zurück. Die nächsten Tage war dieser nämlich sehr zurückhaltend mir gegenüber.
Für den ersten Tag in Kairo habe ich eine Tour zu den Pyramiden gebucht, diese sind schliesslich der Hauptgrund, warum ich Ägypten als Reiseziel gewählt habe. Rückblickend ist der Besuch der Pyramiden mein Highlight in diesem Land. Es war so mystisch, unter diesen historisch und kulturell spannenden Komplexen zu stehen. Auch die Sphinx zu bestaunen war etwas Besonderes.
Über die Pyramiden heraus begeisterte mich Kairo jedoch nicht. Ich konnte mich in dieser Stadt einfach nicht frei bewegen. Das Frauenbild wirkt für mich befremdend, fast schon abschreckend, auch wenn sich das Land modern gibt und gemäss Gesetzt Frauen Männern gleichgestellt sind. Obwohl ich die Kultur respektiere und mich dementsprechend kleide - immer die Beine und Schultern bedeckt - finde ich die einheimischen Männer aufdringlich. Sie laufen mir hinterher, schreien mir schon fast nach, um allerlei Dinge zu verkaufen. Sobald ich zwei Schritte zum Hotel raus machte wurde ich schon belagert. Und es ist überall eine Geldmacherei. Für jede Kleinigkeit wird ein Trinkgeld verlangt. Ich versuchte, in die Kultur einzutauchen, aber in Ägypten gelang mir dies nicht. Sehr ungewohnt fühlte sich das für mich an, da ich dies auf meiner mehrmonatigen Reise das erste Mal hatte, mich fremd in einem Land zu fühlen.
Der Tiefpunkt von Kairo war dann, als ich auf Empfehlung meines Göttis, der in Ägypten lebte, ein Abendessen auf einem Schiff auf dem Nil gebucht habe. Das Schiff ist schmuddelig, von den Teppichen, über die dreckigen Teller am Buffet bis zu den Sitzgelegenheiten auf dem Deck. Das Essen am Buffet ist zudem kalt. Die Bilder auf der Plattform, auf der ich die Tour gebucht habe, sehen ganz anders aus. Ich beklagte mich dann beim Anbieter und schreibe eine schlechte Kritik auf der Plattform. Eine Fahrt auf einem Schiff, auf den Feluken, ist jedoch ein Muss in Kairo. Zu empfehlen ist einfach, einen guten Anbieter zu finden.
Trotz der schlechten, kulinarischen Erfahrung auf dem Schiff finde ich generell in Ägypten viele Köstlichkeiten, die mir schmecken. Ich bin wie immer mutig und probiere:
In einem Restaurant in Luxor bestellte ich "chicken with salad" und bekomme so viele Köstlichkeiten, dass ich das alles nicht alleine essen konnte.
Der starke, türkische Kaffee schmeckte mir besonders:
Und am "cheat sunday" gab es etwas Süsses:
Luxor: Nil Flussfahrt bis Assuan und zurück
Nachdem ich in Kairo meinen Frieden nicht gefunden habe zog ich weiter. Mit einem Inlandflug ging es nach Luxor. Neue Stadt, neues Glück? Falsch gedacht, auch hier dasselbe Bild wie in Kairo. Aber ich freute mich trotzdem in Luxor zu sein. Von dort ging es nämlich acht Tage auf eine Nile Flusskreuzfahrt bis Assuan und wieder zurück nach Luxor. Die Flussfahrt genoss ich auf der Semiramis II, einem Schiff mit einer Kapazität für 70 Passagiere - wir waren je nach Standort zwischen 20 und 40. Ich bekam eine schöne Kabine mit großen Fenstern und so hatte ich jeweils einen tollen Blick auf den Nil und die nahegelegenen Flussufer.
Die Flussfahrt habe ich in einem Paket gebucht, bei einem Anbieter vor Ort (online). Die bekannten, großen Schiffe sind im Vergleich viel teurer. In meinem Paket enthalten waren nebst sieben Übernachtungen mit Frühstück, Lunch und Abendessen auch Exkursionen. Bei den Exkursionen sind damit der Transport abgegolten, die Eintritte (z.B. in Tempel) mussten extra bezahlt werden (zwischen 5 und 10 Dollar). Zudem gehört es in Ägypten dazu, dass man dem Fahrer und dem Guide ein gutes Trinkgeld gibt. Dies war für mich und andere Reisende sehr ungewohnt, wenn man danach gefragt wird. Bleibe hier hart, wenn du nichts geben möchtest. Ich gab sehr selten Trinkgeld und wirklich nur für sehr guten Service.
Nach den ersten zwei Ausflügen merkte ich, wie sich die Tempelanlagen wiederholen, so entschied ich mich, den für den nächsten Tag vorgesehenen Ausflug zu kippen. Ich gönnte mir einen Tag auf dem Schiff. Ich fand weniger ist mehr, man muss nicht allen Sehenswürdigkeiten nachrennen. Zudem fand ich die Zeit auf dem Schiff erholsam. Wir wurden gut verköstigt. Frühstück, Mittag- und Abendessen am Buffet waren sehr lecker und ich genoss die Ruhe auf dem Schiff. Wie schön das Leben ist, wenn man in einer geschützten Atmosphäre ist und nicht überall so belagert wird.
Folgend ein paar Bilder von den besuchten Tempelanlagen und einem weiteren Highlight von diesem Land, meine Ballonfahrt:
Im Ballon hatten wir einen tollen Ausblick über das "Tal der Könige" und den Nil. Wir waren rund eine Halbestunde in der Luft.
Die Atmosphäre auf dem Schiff
Auch auf dem Schiff machte ich mein tägliches Workout. Das Schiff ist zu klein, dass es einen Fitnessraum geben würde. Auf dem obersten Deck stehen vier Geräte, was absolut ausreicht. Da es zu dieser Zeit aber jeweils über 40 Grad warm war, lohnte es sich, früh aufzustehen. So befand ich mich jeweils um 6 Uhr früh auf dem Sonnendeck, um meine Sporteinheit noch vor dem Frühstück und vor allem der Hitze erledigt zu haben.
Landtag in der Stadt Assuan
In Assuan findet man nebst dem Bazar, dem Souk, wie er in Ägypten genannt wird, viele Moscheen und koptische Kirchen. Zudem gibt es hier ein Nubisches Dorf. Leider erfahre ich erst zu spät von diesem Dorf, aber ein Ausflug oder sogar eine Übernachtung dort lohne sich auf jeden Fall, erzählen mir Mitcruiser.
Der Staudamm von Assuan
Dafür sah ich mir den Staudamm an. 1960 begannen die Arbeiten am Assuan-Staudamm. Heute ermöglicht dieses Bauwerk eine ganzjährige Bewässerung und schützt vor Überschwemmungen. Außerdem kann die Region so durch Turbinen mit Strom versorgt werden.
Die Hinfahrt bis Assuan ist fantastisch. Vom Deck konnte ich die schöne Natur beobachten. Manchmal sah man Einheimische im Nil baden, manchmal sogar Kühe, die sich abkühlen zu scheinen. In Assuan angekommen blieben wir eine Nacht im Hafen und es sind neue Passagiere dazugestossen, die mit uns zurück nach Luxor kamen.
Assuan ist bekannt für die Tempelanlage "Abu Simbel". Ich recherchierte und stelle fest, dass der Tempel aussieht wie diejenigen, die ich schon gesehen habe. Zudem war mir die dreistündige Fahrt vom Hafen mit Start morgens um 4 Uhr (nur ein Weg) einfach zu weit. Ich stornierte und blieb auf dem Schiff. Um doch noch etwas zu erleben wollte ich die Stadt Assuan zu Fuss erkunden und so gab ich mir einen Ruck, nochmals alleine durch die Strassen zu laufen. Meine Erfahrungen aus Kairo und Luxor wiederholten sich aber leider. Kaum habe ich das Schiff verlassen, werde ich schon wieder überall angesprochen und muss mühsam Männer abwimmeln, welche mir Touren, Kutschenfahrten oder sonstigen Kram anbieten möchten. Ein Mann lief mir sogar nach, obwohl ich ihm mit klaren Worten sagte, dass ich nichts brauche und alleine zurechtkomme. Ich laufe noch durch einen Markt, anschauen kann ich nichts, weil man die aufdringlichen Personen sonst nicht mehr loswird.
Ich ging in ein Restaurant, um Wifi zu haben und einen Kaffee zu trinken. Hier habe ich wenigstens etwas Ruhe, obwohl es mich Überwindung kostete, da es wie in so vielen Lokalen in Ägypten nur Männer hat. Was mir auch auffällt ist, dass sie dich anstarren. Man darf auf keinen Fall zurückschauen, sonst riechen sie schon ein Geschäft. Einer kam sogar auf mich zu und sagte: "Ich weiss schon, dass du vom Schiff bist". Ich denke mir, na und? Und jetzt, was willst du? Schrecklich, lasst mich bitte einfach in Ruhe. So bezahlte ich meine Wasserflasche und den Kaffee, beides kostet 90 Rappen, und gehe in meinen sicheren Hafen – auf das Schiff.
Die restlichen Tage zurück zu cruisen nach Luxor war schön. Ich habe die meisten Touren schon auf der Hinfahrt gemacht und deshalb sind es Tage auf dem Schiff, Sailing days, wie sie hier genannt werden. Ich verbringe viel Zeit mit zwei Paaren, die ich auf dem Schiff kennengelernt habe. Auch sie hatten dasselbe Bild von Ägypten, was mich beruhigt.
Zurück in Luxor: ein paar Tage voller Ruhe in einem Resort
Bevor ich zurück nach Kairo reiste für meinen Weiterflug nach Tansania, suchte ich mir ein schönes Hotel in Luxor und fand ein mittelgroßes Resort gleich am Nil, mit drei schönen Pools, einem gut ausgestatteten Fitnessraum und einigen Restaurants. Obwohl ich kein Fan bin von grossen Resorts war hier der Vorteil, dass ich nicht mehr zu Fuss in die Stadt musste und ich mich abgeschottet von dem ganzen "Ägypten-Stress" erholen konnte.
Und tatsächlich fühlte ich mich das erste Mal erholt und richtig frei. Ich ging täglich ins Gym vor dem Frühstück, die Nachmittage verbrachte ich am Pool und am Abend bestellte ich mir Essen aufs Zimmer. Das Essen ist herrlich, der Service super (ohne Fragen nach Trinkgeld) und all dies genoss ich auf meinem Balkon mit Blick auf den schönen Garten.
Nach Luxor flog ich zurück nach Kairo, wo ich noch eine Nacht in einem Flughafen Hotel verbracht habe.
Individuell durch das Land zu reisen fand ich als Frau alleine sehr anstrengend. Es braucht viel Energie, Leute abzuwimmeln, sich nicht ausnehmen zu lassen und Nein zu sagen. Ich würde deshalb nicht mehr alleine gehen und mich einer Reisegruppe anschliessen.
Die Pyramiden empfehle ich mit einem Führer (gebuchte Tour) anzuschauen. Auf eigene Faust ist mühsam und die Wartezeiten sind länger.
Ein relativ entspanntes Erlebnis war die Nil Flussfahrt. Die kann man wie ich während acht Tagen machen (Luxor-Assuan-Luxor) oder nur die halbe Strecke. Die Zugfahrt von Luxor nach Assuan oder umgekehrt sei jedoch nach Aussagen meiner Mitcruiser sehr lang und unkomfortabel (auch in der vergleichsweisen 1. Klasse). Ich empfehle deshalb als Alternative, einen günstigen Inlandflug von Kairo nach Luxor und von dort mit dem Schiff den Nil entlang bis Assuan und wieder nach Luxor zurück. Luxor hat auch ein paar schöne Hotels direkt am Nil, um am Ende der Reise in ganz ruhiger Atmosphäre ein paar Tage zu verbringen. Oder du reist nach Hurghada, wie das viele meiner Mitcruiser zum Abschluss ihrer Reise getan haben.
You can't look back under any circumstances, otherwise they'll smell a deal lol :)